BUGA 2025 – Pro und Contra

(Gastbeitrag für Sparrow – Das Online-Journal)

Die erstmalige Präsentation der Pläne für die BUGA-Bewerbung der Stadt Wuppertal im Rat war gerade mal wenige Minuten her, da kamen über verschiedene Kanäle bereits die ersten Nachfragen: Wie finden Sie die Pläne? Wie stehen Sie bzw. die Wuppertaler Grünen zum Konzept einer BUGA 2025 in Wuppertal? Sind Sie dafür oder dagegen? Die Geschwindigkeit der Medienberichterstattung erhöht heute den Druck auf die Politik, schnellstmöglich eine eigene Haltung zu einem Vorhaben einzunehmen. Wer diese nicht aus dem Ärmel schütteln kann, gilt schnell als Zauderer oder intransparent. Dabei gibt es Entscheidungen, deren Größe und Tragweite es eigentlich erfordern, dass man sich die Zeit für eine intensive Beratung (unter Einbeziehung der Öffentlichkeit) nimmt. Ich jedenfalls habe mir nach der öffentlichen Vorstellung zwar ein Bild machen, aber noch keine abschließende Meinung bilden können. Spannend ist das Projekt auf jeden Fall, aber ist es aus wirklich durchdacht genug, um nicht zu einem finanziellen Debakel für die Stadt zu werden? Oder verstellt der Blick auf die immensen Investitions- und Betriebskosten den Blick auf die enormen Chancen, die sowohl für die Stadt selbst als auch für ihre Außenwirkung in dem Vorhaben stecken? „BUGA First, Bedenken Second“? Oder „Lieber keine BUGA als eine falsche BUGA“? Momentan schlagen zwei Herzen in meiner Brust und ich hoffe, dass ich schon sehr bald mehr Klarheit bei der Bewertung kriege. Am Ende wird der Rat am 09. Juli entscheiden. Dann werden die Fraktionen das Ergebnis ihrer Beratungen erläutern und ihr Abstimmungsverhalten erklären. Ein Blick in die Zukunft:

Rede zur Ratssitzung am 09. Juli 2018 von Marc Schulz/ Grüne (BUGA-Befürworter):

Herr Oberbürgermeister,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

Wuppertal ist gemessen an seiner Größe die grünste Großstadt Deutschland. Leider weiß außerhalb unserer Stadt so gut wie niemand davon. Oftmals wird Wuppertal fälschlicherweise gedanklich dem Ruhrgebiet zugeschlagen und als verregnete, graue, hochverschuldete und schrumpfende Stadt gesehen. Die jüngste ZDF-Städtestudie belegt diese Vorurteile noch einmal nachdrücklich. Dabei ist die Realität ganz anders: wir haben hier viele wunderschöne Viertel, eine hochengagierte Bürgerschaft, ein vielfältiges Kulturangebot und vor allem tolle Parks und viel Grün. Es weiß nur außerhalb Wuppertals kaum jemand. Und deshalb brauchen wir die BUGA, egal ob 2025 oder 2027. Sie bietet die Chance, unsere Stadt auch außerhalb ihrer Grenzen so zu präsentieren, wie wir alle sie kennen und lieben: grün, lebenswert und vor allem deutlich weniger verregnet, als man gemeinhin meint. Natürlich sind die Investitions- und Betriebskosten für eine hochverschuldete Stadt eine große Hürde. Aber das, was wir dafür bekommen, lohnt aus meiner Sicht das Investment: bestehende Parkanlagen wie die Kaiser- oder Königshöhe werden dauerhaft aufgewertet, die Tescher Wiesen bekommen eine spannende Perspektive und können nach Ablauf der BUGA einer neuen Nutzung zugeführt werden, wobei aus unserer Sicht natürlich die Priorität auf einer Grünflächennutzung liegen sollte. Trotzdem verschließen wir uns einer angemessenen Wohnbebauung nicht, da wir die Funktion von Vohwinkel ganz im Westen unserer Stadt als attraktive Wohnalternative zur Rheinschiene für Menschen, die zum Beispiel in Düsseldorf arbeiten, aber dort nicht wohnen möchten/ können, stärken wollen. Mit dem zweiten Haupteingang, der mit der Seilbahn erreicht werden kann, wird ein neues Highlight für den Zoo geschaffen. Und natürlich ist die

Hängebrücke durch das Tal ein absoluter Hingucker. Auch wenn ich mir die konkrete Realisierung noch nicht vorstellen kann (ich bin ja auch kein ausgebildeter Hängebrücken-Konstrukteur): die Idee ist einfach nur faszinierend und würde Wuppertal sicher auch über die Zeit der BUGA hinaus viele auswärtige Gäste garantieren. In diesem Sinne bin ich gespannt darauf, ob diese Bewerbung erfolgreich sein wird und freue mich, mit meiner Zustimmung hierzu zumindest einen ersten Beitrag leisten zu können.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

Rede zur Ratssitzung am 09. Juli 2018 von Marc Schulz/ Grüne (BUGA-Skeptiker):

Herr Oberbürgermeister,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

Wuppertal ist gemessen an seiner Größe die grünste Großstadt Deutschland. Leider weiß außerhalb unserer Stadt so gut wie niemand davon. Oftmals wird Wuppertal fälschlicherweise gedanklich dem Ruhrgebiet zugeschlagen und als verregnete, graue, hochverschuldete und schrumpfende Stadt gesehen. Die jüngste ZDF-Städtestudie belegt diese Vorurteile noch einmal nachdrücklich. Allerdings leisten wir alle auch einen Beitrag dazu. Der Satz: „Wir haben auch ganz schöne Ecken“ steht sinnbildlich für die Verdruckstheit, mit der wir uns oftmals selber nicht so ganz trauen, die Vorzüge unserer Stadt gegenüber Auswärtigen zu schildern. Zum Vergleich: die Stadt Köln hat eine wunderschöne Altstadt, einige sehr nette „Veedel“, aber auch eher hässliche Gegenden und scheußliche Plätze (Barbarossaplatz, Ebertplatz usw.). Würde irgendein Kölner auf die Idee kommen, das in einem Gespräch zu erwähnen oder gar freimütig zuzugeben? Niemals! Für den Kölner ist Köln der Nabel und die schönste Stadt der Welt!

Wenn aber die Außendarstellung unserer Stadt so schlecht ist, was soll eine BUGA, die ja auch nur einen Teil der Stadt präsentiert (und zwar den äußersten Westen), daran nachhaltig ändern? Haben die Bundesgartenschauen 1995 (Cottbus) oder 1997 (Gelsenkirchen) irgendetwas dazu beigetragen, dass sich das Image dieser Städte gewandelt hat? Und auch wenn in der BUGA-Debatte immer wieder das leuchtende Beispiel der Stadt Koblenz genannt wird: nicht selten sind Bundesgartenschauen für die Kommunen ein finanzielles Verlustgeschäft. 50 Millionen Euro sind für eine Stadt, in der die Infrastruktur wie Straßen, Tunnels und Brücken bröckelt, die immer noch die rote Laterne bei der Kinderbetreuung hält, die noch nicht einmal die Kapazitäten hat, um alle Schultoiletten in einem akzeptablen Zustand zu halten, viel Geld. Und dann muss man sich genau ansehen, was man dafür bekommt. Die ursprünglichen Pläne sahen vor, die BUGA in der Mitte der Stadt auszurichten: auf der Hardt, in den Barmer Anlagen, im Skulpturenpark, um den Menschen wirklich neue Eindrücke von Wuppertal zu ermöglichen, für diese Parks eine dauerhafte Aufwertung zu ermöglichen und vor allem Zerstörung von Freiflächen und Spontanvegetation zu vermeiden. Das sehe ich jetzt nicht mehr. Ich glaube: wenn die BUGA 2025 kommt, werden die bereits heute zu geringen Mittel für die Pflege unserer Grünanlagen vollständig eingefroren. Deshalb halten wir es für sinnvoller, sich auf die Pflege des Bestehenden zu konzentrieren und die bereits heute vorhandenen Stärken der Stadt intensiver nach außen zu bewerben, als sich mit immer neuen Großprojekten zu verzetteln.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

Keine dieser Reden wird exakt so im Rat gehalten, denn sonst könnten wir uns den Beratungsprozess in den nächsten Wochen natürlich sparen. Trotzdem enthalten beide Texte Argumente, die ich so oder so ähnlich bereits gehört habe und die für sich genommen ihre Berechtigung haben. Ich würde mich freuen, wenn die Wuppertalerinnen und Wuppertaler in diesen Prozess intensiv mit einbezogen würden und bin daher für jeden Hinweis, welches Argument vielleicht unbegründet ist oder welches fehlt, sehr dankbar. Am Ende geht es nicht um reflexartige Zustimmung oder Ablehnung, sondern darum, gemeinsam den besten Weg für die Zukunft unserer Stadt zu suchen. Ob mit oder ohne BUGA werden die nächsten Wochen zeigen

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