Rede in der Ratssitzung am 02.05.2005
Herr Oberbürgermeister,
meine Damen und Herren,
die hitzige Debatte, die via Leserbriefe zur Zeit um die Gelbe Schule in Elberfeld geführt wird, bedarf meines Erachtens nach dringend einer Versachlichung. Den Eindruck zu erwecken, es wäre irgendjemandem hier leicht gefallen, die Entscheidung zum Auslaufen der Cronenberger Straße zu treffen ist absurd. Noch absurder ist es zu behaupten, die Politikerinnen und Politiker in diesem Gremium verhielten sich starköpfig und machten es sich mit dieser Entscheidung, am Zeitplan festzuhalten, in irgendeiner Weise leicht. Ich kann gerade heute und mit Blick auf die vollen Besucherplätze nicht erkennen, dass wir – abgesehen von der WfW – uns für den Weg des geringsten Widerstandes entschieden hätten. Und dennoch ist es richtig, am Zeitplan des Grundschulentwicklungsplanes festzuhalten. Die Zahlen, die 2001 als Basis für den GEP dienten, sind durch die Realität nicht falsifiziert worden. Es gibt keine Überraschungen, die das Aufschnüren des GEP in irgendeiner Weise rechtfertigten. Sicher gibt es leichte Abweichungen von der Prognose, die gar nicht geleugnet werden, die aber die Planungen nicht in Frage stellen und nichts an unserer Einschätzung ändern. Am grundsätzlichen Trend nämlich hat sich nichts geändert und der lautet: die Grundschule Cronenberger Str. entwickelt sich basierend auf der Zahl der im Schulbezirk lebenden Kinder tendenziell hin zur Einzügigkeit. Anders als von der Wählergemeinschaft und der Elterninitiative der Gelben Schule ins Feld geführt, zählt bei der Beurteilung des Schulstandortes nicht die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler, die an der Schule angemeldet werden und die mit 58 Kindern im Jahr 2005 die Zahl der im Schulbezirk lebenden Kindern erheblich überschreitet, sondern die Zahl der im Schulbezirk lebenden Kindern, die bei 36 Kindern liegt und somit nicht mehr als Beweis für eine stabile Zweizügigkeit herhalten kann.
Dass die Gelbe Schule über ein beliebtes Unterrichtskonzept und viele sehr engagierte Eltern verfügt, ist ein großer Pluspunkt dieser Schule und ein Grund für die große Nachfrage außerhalb der Schulbezirksgrenzen. Allerdings sind wir Grünen zu der Erkenntnis gekommen, dass Konzepte umziehen können. Wir wollen einer größeren Zahl von Kindern den Zugang zu diesen Konzepten ermöglichen. Wer die Anmeldezahlen richtig liest erkennt, dass die Zahl der Kinder, die aus allen Teilen dieser Stadt zur Gelben Schule gebracht werden, höher als anderswo ist. Die Tatsache, dass letzte Woche in der Westdeutschen Zeitung ein Leserbrief einer Mutter aus Langerfeld veröffentlicht wurde, deren Kind die Grundschule Cronenberger Straße besucht, spricht wohl für sich. Die Teilhabe an der Gelben Schule ist also in großem Maße abhängig von der Bereitschaft der Eltern lange Fahrten in Kauf zu nehmen. Wir wollen, dass gute Ideen nicht nur für Kinder zugänglich sind, deren Eltern bereit sind, lange Wege mit dem Auto zurückzulegen. Wir wollen Schulen, an denen man sich nicht aus dem Weg gehen kann, egal ob man deutscher oder anderer Herkunft ist, ob man aus einem finanziell starken oder schwachen Elternhaus stammt. Integration lebt von der Begegnung und kann nicht funktionieren, wenn man sich aus dem Weg geht.
Und wir glauben auch, dass wir einer Stabilisierung der Hermann-Herberts-Schule und der Grundschule Küllenhahnerstrasse Priorität einräumen mussten. Wie viele Eltern sollten eigentlich heute hier sein und ihrer Erleichterung darüber Ausdruck verleihen, dass ihre Schule erhalten bleibt, weil wir sie durch den Entwicklungsplan gestärkt haben?
Für die Eltern der Gelben Schule ist das – zugegebenermaßen – ein schwacher Trost. Wir wollen aber den Kindern, die von der Änderung der Schulbezirksgrenzen betroffen sind, einen reibungslosen Übergang gewährleisten. Ich verweise deswegen auf die Zusage der Schuldezernentin in der März-Sitzung der BV Cronenberg, die Anmeldezahlen für das Schuljahr 2006/07, die im November diesen Jahres bekannt sein werden, noch einmal zu überprüfen und im Falle extremer Abweichungen von den heutigen Prognosen die Thematik abermals zu diskutieren und eine Lösung im Sinne der Kinder zu suchen.
Wir werden, sollte dies nötig sein, darauf zurückkommen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir wollen eine Verbesserung im Sinne und zum Wohle der Kinder erreichen, ohne die Grundschulentwicklungsplanung prinzipiell oder den Zeitplan in Frage zu stellen.
Lassen Sie mich zum Schluss dennoch etwas Positives ins Feld führen. Ebenfalls auf der heutigen Tagesordnung steht die Erweiterung der Grundschule Küllenhahner Straße. Diese Baumaßnahme könnten wir nicht verabschieden, wenn wir dem Antrag der BV Elberfeld heute zustimmten. Hierbei geht es um Baumaßnahmen in Höhe von 426.000 Euro, die zwar ursächlich mit der Einführung der offenen Ganztagsgrundschule begründet werden, ohne die aber zukünftig an der Schule ein nicht zu unterschätzendes Platzproblem entstünde. Verbunden mit den Investitionen, die am 19.Juli 2004 vom Rat für diese Schule verabschiedet wurden, betragen die Ausbaukosten insgesamt über 700.000 Euro. Ernsthaft kann da wohl keiner mehr behaupten, wir ließen die Kinder in unserer Stadt im Stich.
Ich danke für ihre Aufmerksamkeit