Hauptschulschließungen und Schulentwicklungsplanung

Nicht zum ersten Mal musste der Rat über die Schließung von Hauptschulen beraten. In der gestrigen Ratssitzung haben wir dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt drei Hauptschulen in Wuppertal auslaufend aufzulösen, haben aber gleichzeitig deutlich gemacht, dass wir eine zeitnahe Weiterentwicklung unserer städtischen Bildungslandschaft im Rahmen einer Schulentwicklungsplanung für weiterführende Schulen wollen. Die Ergebnisse der Schulanmeldungen sind überdeutlich und belegen, dass die Eltern längeres gemeinsames Lernen für ihre Kinder wünschen und keine frühzeitige, vermeintlich leistungsgerechte Selektion nach Klasse 4!

Hier meine Rede vom 05.03.2013 zum TOP „Anmeldeverfahren Schuljahr 2013/2014: Schulorganisatorische Maßnahmen im Hauptschulbereich“ und zu unserem Ergänzungsantrag, der zur weiteren Beratung an den Schulausschuss verwiesen wurde:

Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,

Zahlen sprechen nie nur für sich, sie sind interpretierbar und können je nach Standpunkt unterschiedlich gewertet und gewichtet werden. Daher kann man einerseits die Argumente der Hauptschulvertreter der betroffenen Schulen, die zur auslaufenden Schließung vorgeschlagen wurden, nachvollziehen. Andererseits kann man aber bei näherer Betrachtung der Anmeldezahlen für dieses Schuljahr zu dem Ergebnis kommen, dass Konsequenzen unausweichlich sind.

Ich bin seit nunmehr achteinhalb Jahren für meine Fraktion als schulpolitischer Sprecher tätig. In dieser Zeit wurden im Rahmen der verschiedensten Schulentwicklungspläne meiner Erinnerung nach genau eine Schule neu gegründet und viele Standorte geschlossen. Dass keine einzige dieser Schließungen irgendjemandem hier leicht gefallen ist, wird hoffentlich niemand bestreiten. Wir haben die meisten dieser Entscheidungen mitgetragen, einige haben wir aus konkreten Gründen heraus abgelehnt. Aber schlussendlich wird die Notwendigkeit zur Anpassung unserer Schullandschaft an die tatsächlich vorhandene Zahl an Schülerinnen und Schüler von uns geteilt.

Schauen wir uns die konkreten Zahlen einmal an: während 2003 noch 741 Schülerinnen und Schüler in die fünfte Klasse der Hauptschulen in Wuppertal gingen, sind es heute noch 271. Die Konsequenz ist, dass wir heute bereits 17 Hauptschulzüge weniger haben als noch vor zehn Jahren. Von neun verbliebenen Hauptschulen erreichen sieben entweder gar nicht die notwendigen Zahl für die Einrichtung einer Eingangsklasse oder können nur eine Eingangsklasse bilden. Dass es bei solchen Zahlen dringenden Bedarf für Gegenmaßnahmen bedarf, ist offensichtlich.

Die Schließung von Schulstandorten ist keine Aussage über die Qualität der in den Schulen geleisteten Arbeit. Gleichzeitig ist es aber auch nicht alleine das Gebäude, das eine gute Schule ausmacht. Nicht Steine machen guten Unterricht, sondern die Personen, die in diesem Gebäude lehren und lernen.

Wir stimmen der Verwaltungsvorlage und der dort vorgeschlagenen auslaufenden Schließung der drei Hauptschulen zu.

Aber das reicht nicht:

Es ist doch offensichtlich, dass sich seit Jahren ein grundsätzlicher Wandel beim Schulwahlverhalten vollzieht. Dieser Wandel dokumentiert den ausdrücklichen Wunsch nach einer Überwindung des selektierenden gegliederten Schulsystems. Und auch das aktuelle Anmeldeverfahren dokumentiert dies. Die Abkehr von der Hauptschule vollzieht sich rasanter, das habe ich bereits vorhin dargestellt. Aber auch bei den weiteren Schulformen kann man nicht mehr von einer Stabilität sprechen. Die Zahl der an Realschulen angemeldeten Kinder ist im Vergleich zum letzten Jahr zwar auf den ersten Blick stabil geblieben.

Wenn man aber bedenkt, dass ein nicht unerheblicher Teil der Kinder, die an Gesamtschulen angemeldet wurden, dort aber keinen Platz erhielten und dann an Realschulen angemeldet wurden, zeigt sich, dass diese Stabilität von den Gesamtschulen erkauft ist. Und auch bei den Gymnasien ist der Trend gebrochen. Auch hier werden mittlerweile deutlich weniger Kinder angemeldet als noch in den Vorjahren. Die einzige Schulform, die wächst und wächst ist die Gesamtschule. Dieser grundsätzlichen Entwicklung muss sich der Schulträger stellen.

Daher haben wir einen ergänzenden Antrag zur Verwaltungsvorlage eingebracht, um die konkrete Notwendigkeit einer Schulentwicklungsplanung für die weiterführenden Schulen noch einmal stärker als politische Forderung zu formulieren, als es in dieser Vorlage der Fall ist.

Wir haben im Jahr 2008 einen Schulentwicklungsplan für weiterführende Schulen für den Zeitraum 2007 bis 2013 verabschiedet. Da wir nun im Jahr 2013 sind, läuft er aus und bedarf daher dringend einer Fortschreibung bzw. Weiterentwicklung. Die Formulierung „bedarf einer Fortschreibung in Permanenz“ aus der Begründung der Schulverwaltung ist aus unserer Sicht zu ungenau und wage. Wir wollen, dass die Politik der Verwaltung hier und heute den Auftrag mitgibt die Voraussetzungen zu schaffen, damit wir uns spätestens Anfang nächsten Jahres mit einer Weiterentwicklung unserer Schullandschaft beschäftigen können.

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