Vor einigen Wochen haben wir Grünen eine siebte Gesamtschule in die Diskussion gebracht. Jetzt stehen die Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr fest und somit ist ein erster Faktencheck möglich:
Von den 2.789 Kindern, die an Wuppertaler Schulen angemeldet wurden, wollten 1.295 (also fast die Hälfte!) auf eine der sechs Gesamtschule gehen, aber nur 942 Kinder bekamen auch tatsächlich einen Platz. Das bedeutet, dass über 350 Schülerinnen und Schüler und damit mehr als im Vorjahr abgelehnt wurden. Ein Drittel der angemeldeten Kinder wird zukünftig eines der neun Gymnasien besuchen, Tendenz leicht sinkend.
Auf unsere Forderung nach einer siebten Gesamtschule reagierte die CDU-Ratsfraktion Wuppertal mit dem Hinweis, uns würden offensichtlich die Argumente ausgehen und erklärte in einer Pressemitteilung:
„Die Gymnasien sind trotz einiger Schwankungen die beliebteste und unverändert nachgefragteste Schulform in Wuppertal“.
Diese Aussage ist vor dem Hintergrund der oben genannten Zahlen bei den Gesamtschulanmeldungen eher in den Bereich der “alternativen Fakten” einzuordnen.
Und weiter heißt es:
“Jetzt zu fordern, eine Realschule und ein Gymnasium im Wuppertaler Osten zu einer Gesamtschule zusammenzulegen, um dadurch eine vielfältigere Schülerschaft zu generieren, zeigt doch nur, dass auch den Grünen klar ist, dass die Anmeldezahlen eigentlich eine andere Sprache sprechen. Offenbar suchen sie verzweifelt eine andere Möglichkeit, die Errichtung einer 7. Gesamtschule zu rechtfertigen. Passend ist auch der Zeitpunkt, kurz bevor die aktuellen Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen im Schuljahr 2017/18 erhoben werden, mit dieser Forderung um die Ecke zu kommen. Als würden die Grünen ahnen, dass auch die neuesten Anmeldezahlen ihre Forderung nach einer weiteren Gesamtschule nicht untermauern werden. Die Aktion ist einzig und allein darauf angelegt, bestehende Realschulen und Gymnasien, wie das Schulzentrum Ost, ins Gerede zu bringen.”
Die tatsächlichen Zahlen belegen allerdings im Gegensatz dazu, dass uns die Argumente wahrscheinlich für lange Zeit nicht ausgehen werden. Zumindest so lange, wie das Schulangebot in Wuppertal nicht der tatsächlichen Nachfrage und damit dem Elternwillen entspricht.
Die FDP Wuppertal warf uns außerdem vor, bewusst bei den Eltern Ängste schüren zu wollen (wobei die über 350 Eltern, deren Kinder keinen Platz an der Schulform ihrer Wahl bekommen, für die F.D.P. keine Rolle spielen) und forderte eine Bestandsgarantie aller neun Wuppertaler Gymnasien:
„Man kann davon ausgehen, dass die Grünen ideologisch bewusst Ängste um den dauerhaften Bestand der Gymnasien bei den Eltern schüren wollen, um damit die Anmeldezahlen bei Gesamtschulen zu unterstützen.“
Wahr ist: in der Debatte um die Wuppertaler Schullandschaft gibt es durchaus ideologisch geprägte Beiträge. Ob allerdings diejenigen Ideologen sind, die sich auf der Grundlage der tatsächlichen Anmeldezahlen für ein bedarfs-, weil nachfrageorientiertes Angebot einsetzen oder eher die, die bei ihren schulpolitischen Äußerungen und Forderungen den Elternwillen und die konkreten Anmeldezahlen ausblenden, bleibt dahingestellt.
Wir Grüne werden uns jedenfalls auch weiterhin dafür einsetzen, dass der Elternwille in Wuppertal endlich angemessen berücksichtigt wird und fordern deshalb, jetzt in die politische Diskussion um die Gründung einer siebten Gesamtschule einzusteigen, die dort entstehen soll, wo der Nachfrageüberhang am höchsten ist: im Wuppertal Osten!