Sechste Gesamtschule: Die schulpolitische Zeitschleife

(Artikel aus DIESE GRÜNEN Nr. 89, 10/2012)

Wer schulpolitisch interessiert ist fühlt sich gelegentlich in einer Zeitschleife gefangen: immer wieder werden Studien veröffentlicht, die belegen, dass das in Deutschland gültige mehrgliedrige Schulsystem ineffektiv und unfair ist.

Dann erhebt sich für einige Zeit eine intensive Debatte, an deren Ende meistens genau diese Kritik am geltenden System festgehalten und mehr individuellere Förderung sowie längeres gemeinsames Lernen gefordert wird. Und dann passiert solange nichts, bis die nächste Studie wieder Aufmerksamkeit erzeugt. So auch im September wieder, als die OECD in einem vielbeachteten Bildungsbericht dem deutschen Schulsystem erneut attestierte, dass die Abhängigkeit vom Elternhaus in Deutschland die Bildungschancen vieler Kinder von vornherein beeinträchtigt. Und mehr noch: In Deutschland erreichen 22 Prozent der jungen Menschen nicht das Bildungsniveau ihrer Eltern. Umgekehrt schafft nur jeder Fünfte einen höheren Abschluss, als ihn Vater oder Mutter besitzen. Es ist also dringend an der Zeit, weniger von Chancengleichheit zu reden und mehr zu tun, damit Kinder sich ihren Begabungen entsprechend entwickeln können. In unserer Stadt wurde nach langer Diskussion der Beschluss gefasst, eine sechste Gesamtschule im Wuppertaler Norden zu errichten. Die GRÜNEN haben dieses Vorhaben aus vielerlei Gründen kritisiert, nicht etwa, weil sie sich mittlerweile von der Schulform Gesamtschule abgewandt hätten, sondern weil der ausgewählte Standort an zwei heutigen Hauptschulstandorten in Uellendahl und Katernberg einerseits aus schulorganisatorischen Gründen nicht optimal erscheint und andererseits die Lage dieser Schule nicht der tatsächlichen Nachfrage im Stadtgebiet entspricht. Gleichwohl wurde diesem Vorschlag zugestimmt, da die Zahl von rund 500 Kindern, die jedes Jahr an Gesamtschulen im Tal abgelehnt werden, ein zeitnahes Handeln erforderlich machten. Nun wurde in der Ratssitzung im September der endgültige Beschluss zur Durchführung dieser Maßnahme getroffen. Für die GRÜNEN geht es jetzt darum, die Schulgründung konstruktiv zu begleiten und Alles dafür zu tun, um die neue Gesamtschule Nord zu einer Erfolgsgeschichte werden zu lassen.

Artikel kommentieren